Knapp unter dem Grat der Tschingelhörner befindet sich auf 2'600 Meter das sagenumwobene Martinsloch. Die seltsame, beinahe ein Dreieck bildende Öffnung von rund 18 Metern im Durchmesser entstand durch die schnellere Erosion der Gesteine in tektonischen Schwächezonen. Das Martinsloch übt die Funktion eines Zeitanzeigers aus. Jeweils rund acht Tage vor dem astronomischen Frühlings- und nach dem Herbstanfang scheint die Sonne während gut zwei Minuten durch die Öffnung und wirft ihre Strahlen auf den Kirchturm von Elm, bevor sie wieder hinter der Felswand verschwindet, um erst eine Viertelstunde später über dem Grat definitiv aufzugehen. Das Ereignis fasziniert seit Jahrhunderten. Die Tschingelhörner und die umliegenden Berggipfel verbergen aber noch mehr. Sie hinterliessen insbesondere in der Wissenschaft tiefe Spuren, Weithin sichtbar ist eine dünne, gelbliche Kerbe, die zwischen Gesteinsschichten eingeklemmt ist. Diese markante Linie verursachte einen langen, zweitweise sogar heftigen Streit unter den Geologen, da sie das Weltbild der Geognostiker, wie die Erdwissenschaftler frühen hiessen, im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellte. Die Berge im Welterbe Sardona wurden dabei zu einem Schlüssel für das Verständnis von Deckengebirgen wie den Alpen.